Regional arbeiten – das ist sein „Mast have“
Das macht er mit seinem Mastbetrieb im Sauerland
Ulrich Brinckman
Landwirt mit Engagement
Genauer gesagt in Iserlohn, wo der Familienvater von drei Töchtern, neben den 75 Hektar Land, 1000 Mastschweine in seinem Stall hat. Aber was genau bedeutet eigentlich Mast? Gedanken an die Mastgans und die doch eher zweifelhaften Methoden zur Fütterung dieser Tiere, sind schnell im Kopf derjenigen, die sich mit Schweinehaltung eigentlich nicht beschäftigen.
Mast hat grundsätzlich nichts mit Qualfütterung zu tun
Aber es sind ja genau diese Bilder im Kopf der Verbraucher, die die ursprüngliche Bedeutung solcher Fachbegriffe inhaltlich verschieben. Ist Mast Tierquälerei? Wenn man bedenkt, dass die Tiere Futter bekommen und ein Dach über dem Kopf haben, wohl eher nicht. Es ist lediglich ein Produktionsverfahren in der Tierhaltung. Während der Ferkelerzeuger, wie der Begriff schon sagt, mit der Empfängnis der Sauen, der Phase der Trächtigkeit, der Geburt und der Aufzucht der Kleinen für die ersten 100 Tage spezialisiert ist, hat der Mäster die Aufgabe, die Tiere groß zu ziehen. Hierfür hat er die entsprechenden Möglichkeiten auf seinem Hof geschaffen und sorgt dafür, dass es den Tieren gut geht. Optimale Fütterung und der Gesundheitszustand der Tiere sind seine Hauptaufgabe. Dabei gibt es jede Menge gesetzlicher Auflagen, die es zu beachten gilt. Logisch, dass bei dieser geforderten Spezialisierung die Ferkelerzeugung und die anschließende Haltung, also die Mast, oft nicht an einem Hof stattfinden. So begibt sich Ulrich Brinckmann also in ein durchorganisiertes System, dass es ihm leider auch nicht möglich macht, die Preise für seine Arbeit selbst zu bestimmen. Dafür gibt es nämlich Preismasken, die festlegen, wieviel ein Schweinemäster am Ende für sein Produkt bekommt.
Da bleibt eine Selbstbestimmung auf der Strecke, oder?
Wir bestimmen woher die Tiere kommen und wohin sie gehen
Nicht ganz. Ulrich Brinckmann hat sich zumindest für eine regionale Vermarktung entschieden. Das bedeutet, dass er selbst festlegt, woher er seine Ferkel bekommt und zu welchem Schlachtbetrieb die ausgewachsenen Tiere dann kommen. „Kurze Wege“ heißt seine Devise. Die Ferkel holt er selbst von einem Kollegen ab. Da weiß er dann, was er bekommt. Und auch der Schlachtbetrieb ist quasi gleich nebenan. Ein kleiner privater Schlachthof mit eigener Wurstherstellung in Unna. In einem Umkreis von gerade mal 15 Kilometern werden also die Tiere geboren, gehalten und geschlachtet.
Und diese Regionalität betreibt der Hof schon seit den frühen 80er Jahren. Damals noch unter der Leitung seines Vaters. Was also ein Trend der letzten fünf Jahre zu sein scheint, ist für Brinckmann eigentlich ein alter Hut. Auch wenn es manchmal schwierig ist, fühlt sich Brinckmann damit wohl. Ob denn die Vermarktung über einen großen Schlachthof für ihn eine Option sei, beantwortet er ganz deutlich mit „Nein“. Wenn er das machen müsse, steige er aus, sagt er ebenso entschlossen, wie er seine Regionalität betreibt.
Kann denn die dezentrale, also regionale Vermarktung ein Weg für Schweinebauern in die Zukunft sein? Schwierig, meint er. Es hat in den letzten Jahren viele Entscheidungen gegeben, nicht von den Landwirten, sondern von Wirtschaft und Politik, die man überdenken und vielleicht auch rückgängig machen müsste. Schweine müssen z. B. in einem Stall gehalten werden, aus Gesundheitsgründen. Deshalb fehlt der Gesellschaft mittlerweile auch der Bezug zur Schweinehaltung, da sie nicht sichtbar ist. Die Köpfe zusammenstecken müsste man. Politik, Wirtschaft und Landwirtschaft. Und aus der Vergangenheit lernen. Das wären gute Aussichten für die Zukunft.
Der Gesellschaft
fehlt der Bezug
zur Schweinehaltung