Mit der Zucht zum Geschmack

und damit zu den Gourmets.

Andre
Kortenhorn
Ferkelerzeuger
und Mäster

Andre Kortenhorn ist mit der Schweinezucht aufgewachsen. Seit mehreren Jahrzehnten besteht der Betrieb, Kortenhorn hat ihn von seinem Vater übernommen. Insgesamt 350 Sauen stehen bei ihm im Stall, das ganze Jahr über werden hier im Münsterland Ferkel geboren. Nach zehn Wochen wird der Großteil der Jungtiere dann verkauft, ungefähr 40 % bleiben aber zur weiteren Aufzucht auf dem Hof. Neben der Zucht und Mast bewirtschaftet der Landwirt mit seinem Team noch 60 Hektar Ackerfläche, unter anderem zur Futterproduktion.

Wer heute erfolgreich am Markt bestehen will, kommt um Zucht und Genetik nicht herum.

Kortenhorn kennt also eine große Bandbreite landwirtschaftlicher Arbeit – und all die Höhen und Tiefen die mit dem Beruf kommen. „Wir kommen oft nicht gut weg, dabei kämpfen wir jeden Tag auf dem Feld und an den Produkten, wir geben uns richtig Mühe – für die Verbraucher in den Läden! Ich würde mir wünschen, dass jeder der sich mal unsicher ist, oder Fragen hat, sich einfach mal einen Bauern schnappt und fragt:

„Wie ist’s denn jetzt wirklich?“ In Rhede versucht die Familie Kortenhorn ohnehin Transparenz zu schaffen – und die Realität zu zeigen, beispielsweise bei Besuchen von Schulklassen. „Auf der Weide gibt es ja heute schließlich keine Schweine mehr zu sehen in Deutschland.“ Qualitätssicherung und das Thema Tierwohl hat die Branche aber schon seit Jahren erreicht.

„In Deutschland sind wir in diesem Thema immer Vorreiter gewesen, hier geht es den Tieren immer besser als im europäischen Ausland. Das sind aber letzten Endes unsere Konkurrenten, die liefern natürlich auch hier her – billiger und mit weniger Kontrolle. Deshalb ist der Beruf des Schweinezüchters immer schwierigeren Bedingungen ausgesetzt.“

Andre Kortenhorn
mit seiner ständigen
Unterstützung
und Ehefrau Anne

„Wir bringen auch schon mal Kinder und Schulklassen in die Ställe – damit sie Kontakt zum Thema haben“

Kortenhorn würde sich daher beispielsweise ein Herkunftssiegel wünschen: „Wenn ich Tiere zum Schlachthof bringe, unterschreibe ich die deutsche Herkunft in jedem Lebensabschnitt: 4 x DE. Der Kunde im Geschäft kriegt das aber nicht zu sehen, er kann sich gar nicht bewusst für deutsches Fleisch entscheiden. Das finde ich sehr schade, und ein solches Siegel würde uns hier sehr helfen – weil es Qualität vermittelt.

Made in Germany

„4 x DE“

Bei der Abgabe von Tieren an Schlachthöfe wird die jeweilige Herkunft der Tiere bescheinigt. Es gibt vier relevante Stufen: Die Geburt, die Aufzucht, die Mästung und die Schlachtung. Erhält ein Tier vier mal „DE“ hat es demnach sein ganzes Leben in Deutschland verbracht – ein Qualitätsmerkmal, da es hier strengere Qualitäts- und Tierwohlvorschriften gibt, als im europäischen Ausland.

Genau wie andere industrielle Bereiche musste auch die Landwirtschaft in der Vergangenheit immer weiter wachsen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Höfe sind heute Unternehmen, auch festangestellte Mitarbeiter beschäftigt Kortenhorn. „Wir sind weniger Leute als früher, aber dafür deutlich effizienter. Das muss so sein, denn sonst kann man am Markt nicht mehr bestehen.“ Das wirkt sich natürlich auch auf die tägliche Arbeit, auf die Produktion von Fleisch und Ferkeln aus. Deshalb zählt der Unternehmer auch auf die Unterstützung der Genetik – „Topigs Norsvin berät unseren Betrieb in Zuchtfragen, und damit in Sachen Produktion und Effizienz. Durch Zucht können wir im Laufe der Zeit die Nachfrage am Markt genau bedienen. Ohne Genetik könnte man das nicht, und erst recht nicht zu dem Preis. Bevor ein Ferkel auf die Welt kommt, kann man anhand von Zuchtdaten schon ziemlich genau sagen, welche Eigenschaften es später hat. Deswegen können wir das liefern, was die Verbraucher wünschen. Momentan wird sehr mageres Fleisch nachgefragt, Fett lässt sich nicht vermarkten. Wir probieren aber auch viel aus, intramuskuläres Fett ist für uns zum Beispiel eine Chance, Geschmack direkt ins Fleisch zu bringen.

Dafür haben wir verschiedene Eber hier, auch Duroc-Schweine. Den Unterschied kann man definitiv schmecken! Da bin ich gespannt, wie sich der Trend entwickelt.“

Ein Landwirt ernährt heute 155 Leute – im Jahr 1900 waren es 4.

Auch beim Handel mit Betrieben, die Ferkle mästen, ist die Genetik entscheidend, schließlich stehen diese Betriebe vor den selben wirtschaftlichen Herausforderungen. „Beim Verkauf ist klar, „Das ist ein Topigsschwein, und mit diesem Schwein kriege ich folgende Eigenschaften“ – das ist ein ganz wichtiges Kriterium für meine Kunden.“ Der Druck lastet vor allem aufgrund Niedrigpreisforderungen von Lebensmittelgroßhändlern auf der gesamten Branche, sagt Andre Kortenhorn: „Ich glaube schon, dass Verbraucher auch ein wenig mehr bezahlen würden – wenn Sie denn wüssten, wofür.“

Insgesamt wünscht sich Andre Kortenhorn für die Zukunft einfach noch mehr respektvollen Dialog zwischen Landwirten, Händlern und Konsumenten: „Die Landwirtschaft hat gar kein Problem, Wünsche umzusetzen – wir bauen Licht und Spielzeug ein, richten Wohlfühlställe ein und schaffen mehr Platz – gerne. Aber das geht nur, wenn es denn auch geschätzt und bezahlt wird.