Ein Super Job, ich bin frei.

Metzger sind gesucht - die Türen stehen weit auf.

Andreas Simmel
Metzger in
vierter Generatio

Andreas Simmel betreibt die Metzgerei Wagner in Pfeffenhausen. Wenn man nicht genau aufpasst, übersieht man diese aber schnell. Eher unscheinbar kommt das Fleischerfachgeschäft daher. Die Schaufenster mit Gardinen zugehängt, vor der zwei kleine Puppen als Fleischer gekleidet stehen. Die eine hat ein Fleischerbeil in der Hand und erinnert ein wenig an Chucky, die Mörderpuppe. „Ach, die stehen da schon immer“, erzählt uns Andi. Für geschäftsschädigend hält er diese skurrile Deko anscheinend nicht. Es scheint ihm auch irgendwie egal zu sein. Kann es auch, denn der Laden läuft.

Und zwar nicht nur in Pfeffenhausen, sondern auch mit zwei weiteren Niederlassungen in Ergoldsbach und Enzelhausen. „Online-Vermarktung? Ist nicht meine Priorität.“ Muss es auch nicht, denn er kann‘s auch so. Zur Zeit absolviert er nämlich auch noch eine zusätzliche Ausbildung zum Fleischsommelier. Dabei ist der Fleischermeister gerade mal 24. Ein Streber?

„Ich liebe eben meinen Beruf.“ Und mit Begeisterung macht man schneller Karriere.

Diese Begeisterung für seine tägliche Arbeit ist in Deutschland bekannter Weise eher selten geworden. Gehen die Zahlen der kleinen Fleischerfachgeschäfte aller Ortens zurück, weil der Beruf einen schlechten Ruf hat, haben wir hier einen Mann vor uns, der für das brennt, was er tut.

Da wundert es dann auch nicht, dass sein Geschäft den Eindruck des Schaufensters komplettiert. Keine coolen Deko-Elemente, keine Hipster- Vintage Einrichtung oder Schiefertafeln. Was hier alten Charme austrahlt, ist auch alt. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Man fühlt sich in die gute alte Zeit der „Tante Emma-Läden“ zurückversetzt. Neben dem reichhaltigen Fleisch und Wurst Angeboten, finden sich hier auch Kaugummis, Konserven, Getränke und was der Konsument sonst noch so auf die Schnelle braucht.

Den Charme der „guten alten Zeit“ zu erhalten, ist aber gar nicht Andreas Absicht. Denn er denkt nur an sein Handwerk. Und das wissen seine Kunden offensichtlich zu schätzen. „Wurst mache ich selbst.“ In der unteren Etage des Hauses befindet sich das Herzstück des Geschäftes, die Fleischerei. Und dort am Kutter verbringt er die meiste Zeit, und macht Wurst.

Über hundert verschiedene Sorten bietet er an.

Die Mischverhältnisse der Zutaten, Temperaturen und was man sonst noch wissen muss, um die begehrten „Zweiender“ schmackhaft zu gestalten. Und geräuchert werden die guten Stücke ebenfalls in der hauseigenen Produktion. Nicht mit irgendwelchen Zusätzen wie Lake oder Ähnlichem, sondern ganz klassisch. Wie damals eben. Ganz „old school“.

Und das trifft auch auf sein „Dry Age“ Angebot zu. „So hat mein Opa schon Fleisch gelagert. Was der früher schon als echte Handwerkskunst gelernt hat, ist heute wieder in aller Munde “

Qualität ist sein Leben.

Nicht, weil er muss, sondern weil er will. Deshalb werden auch nur Tiere aus der Region zur Fleischherstellung verarbeitet. Und verarbeitet wird nur, was auch wirklich gebraucht wird. Nicht Masse, sondern Klasse – das ist seine Devise.

Und weil Andreas seinen Job so liebt, würde er auch gerne den gesamten Prozess vollziehen. Aber da kommen dann wieder die gesetzlichen Auflagen ins Spiel. Die Fleischerei erfüllt alle Auflagen, hat alle Prüfungen bestanden. Allerdings hatte die Rampe, über die die Tiere laufen müssten, 2 Grad zu viel Steigung bzw. Gefälle. Und damit hieß es: Aus, der Traum. Und wir fragen uns: Ist das richtig? Da liebt und lebt jemand seinen vom Aussterben bedrohten Beruf und die gesetzlichen Auflagen bestimmen, dass lediglich 2 Grad bei einer gerade mal 5 m langen Rampe einen Strich durch die Rechnung machen. Sind Schweine nicht in der Lage, eine solche „Hürde“ zu nehmen. Denn wir reden hier nicht von einem Gedränge von Hunderten von Schweinen, sondern von nur wenigen Tieren am Tag.

Jetzt bezieht Andreas die Schweine von Bauer Andreas Brunner und lässt sie im Schlachthof seines Vertrauens, wo er weiss, wie die Tiere getötet werden, schlachten. Denn wichtig ist, dass diese nicht leiden und stressfrei behandelt werden. Nicht nur wegen der Fleischqualität, sondern vor allem aus ethischen Gründen. „Diese Tiere liefern uns Nahrungsmittel und versorgen uns. Das verdient Respekt.“ Diese moralische Einstellung auch, finden wir.

Galerie