Eine Ausbildung zum Fleischer

Das solide Fundament für eine Karriere.

Holger Möhlmeyer
Fleischer/Ernährungswissenschaftler

Holger Möhlmeyer berichtet über die Bedeutung des Fleischer- oder Metzgerhandwerks für seinen beruflichen Werdegang und sein Expertenwissen beim Einkauf.

Wenn Einkaufen zur Profession wird, ist das für die, die mit ihm die Produkte in den Regalen der Lebensmittelgeschäfte durchstöbern meistens eine Geduldsprobe. Versucht der von Zeitdruck getriebene Otto-Normalverbraucher in Bestzeit all die Produkte in den Warenkorb zu werfen, die seine Liebste ihm zu Hause im zackigen Schreibstil auf den Merkzettel geschrieben hat, ticken bei Holger Möhlmeyer die Uhren ganz anders.

Nachdem er mit Liebe und Hingabe die Inhaltsangaben eines Produktes studiert hat und man sich freut, dass die Entscheidung nahe ist und man noch bei Tageslicht wieder nach Hause kommt, stellt er das Produkt dann auch gerne schon mal wieder mit den Worten „Nö, doch nicht“ zurück ins Regal. Manchmal muss es schnell gehen, aber eigentlich nimmt er sich immer viel Zeit für seinen Einkauf.

An der Fleischtheke fühlt er sich dann besonders wohl. Während die meisten Kunden aus unterschiedlichsten Gründen beim Angebot des Tages zugreifen, kreisen Holgers Augen sehr prüfend über die Auslage. Der Mann weiss wie diese Produkte hergestellt werden, wie sie aussehen und präsentiert werden sollten.

Schon während der Schulzeit hat Holger in einem fleischverarbeitenden Unternehmen nebenbei gearbeitet. Als er nach dem Abitur das Angebot bekam, dort auch seine Ausbildung zu machen, sagte er kurzerhand zu. Sehr zum Erstaunen seiner Schulkollegen und Lehrer. Diese wollten lieber zur Bundeswehr, studieren oder Bankkaufmann werden und hatten so gar kein Verständnis für seine Entscheidung. Es war zu der Zeit auch völlig unüblich als Abiturient eine Lehre im Fleischerhandwerk zu machen. Ein Trend der sich leider allgemein fortgesetzt hat. Es wird immer schwerer Auszubildende für das Fleischerhandwerk zu finden, obwohl es ein interessanter Job mit großen Entwicklungschancen ist, meint Holger Möhlmeyer.

Viel gelernt hat er in seiner Ausbildung. Nicht nur die über Fleischverarbeitung und Herstellungsverfahren, Produktgruppen und Qualitätsstufen. Insbesondere hat er hier einen wichtigen Teil des Lebens gelernt: Eine ehrliche und bodenständige handwerkliche Arbeit im Team auszuüben.

Da weiss man, was man isst und wer es hergestellt hat.

Und deshalb ist Holger auch seiner Linie treu geblieben. Nach der Ausbildung zum Fleischer folgte das Studium der Ernährungswissenschaften und seine erster Job als „Studierter“ in einem fleischverarbeitenden Betrieb im Osnabrücker Raum. Nur stand er hier dann nicht mehr in der Zerlegehalle, sondern entwickelte Konzepte zur Qualitätssicherung.

Das ist einige Jahre her und Holger hat seitdem seine Begeisterung für den Einkauf zu seiner Profession gemacht. Seine Nähe zum Fleischerhandwerk hat er dabei nie verloren.

Wie man dieses alte Handwerk auch für kleinere Betriebe wieder in eine gewinnbringende Zukunft führen könnte und wie die Fleischbranche sich aus seiner Sicht grundsätzlich macht, darüber redet er in diesen Interviews.