Schweinemast mit höchstem Tierwohl?
Der Verbraucher entscheidet!
Der Hof Grösbrink lässt dem Konsumenten die Wahl: Schweinehaltung der Haltungsstufe 2 – oder darfs ein bisschen mehr Tierwohl sein?
Alexander Grösbrink,
Hofbetreiber und Schweinehalter, will mehr bieten als
klassische Schweinemast auf Spaltenboden. Er geht mutig voran
und hofft, dass die Verbraucher zu ihren Worten stehen.
In Hochmoor, auf dem Hof Grösbrink, legt man nun neben der herkömmlichen Schweinezucht und Schweinemast ein erhöhtes Augenmerk auf eine Produktion mit deutlich mehr Tierwohl, also in Richtung der gesellschaftlich geforderten „Moderne“ der Schweinehaltung.
Im Westmünsterland, 15km von der holländischen Grenze liegt der seit vier Generationen familiengeführte Hof, der sich dem Wertewandel stellt, mit dem veränderte Nachfrage und große Herausforderungen an die Höfe einhergehen.
Heute ernährt der Hof drei Familien, dazu musste sich mit Laufe der Zeit der Sauenbestand erhöhen. Anstatt die konventionellen Schweinehaltung noch weiter aufzustocken, wollte Alexander Grösbrink einen anderen Weg gehen. Er züchtet Schweine, die sich deutlich von der Standartqualität abheben. Bei seinen Tieren sollte nicht nur der Anteil im intramuskulären Fett höher sein, er wollte auch andere Haltungsbedingungen schaffen. Tiere die sich SAUwohl in ihrer Umgebung fühlen, belohnen es am Ende mit ihrem Geschmack.
Das ist ihm auch gelungen. Aber welche Bedingungen mussten geschaffen werden, um sowohl Tierwohl als auch Produktivität unter einen Hut zu bringen?
Die Haltung wurde angepasst: Im großen, neuen Strohstallsystem freuen sich die Durocs über ein privilegiertes Leben, in dem sie ihren natürlichen Trieben nachgehen können. Dafür hat Familie Grösbrink viel investiert – und ist überzeugt, dass sich diese Investition rentiert – für Schwein und Mensch.
Eine Investition, die sich in vielerlei Hinsicht lohnt.
In der konventionellen Haltung haben die Tiere z.B. wenig Möglichkeit zum Wühlen oder Suhlen. Anders im neuen Strohstall, da können die Tiere ihren natürlichen Wühltrieb im Stroh ausleben. Ein lichtdurchlässiges Dach und eine artgerechte Tränke, die das Trinken aus einem natürlichen Gewässer simuliert steigert zudem das Wohlbefinden der Tiere.
Im Stall kommt ein besonderes Einstreusystem namens Xaletto zum Einsatz. Das Stroh wird beim ersten Einstreuen mit bestimmten Bakterien geimpft. In Verbindung mit den Hinterlassenschaften entsteht eine Kaltrotte, die die Flüssigkeit im Strohbett verdunsten lässt. Durch eine permanente Lüftung wird die feuchte Luft aus dem Stall herausgelüftet, wodurch Familie Grösbrink viel Frischluft für ein Wohlfühlklima im Stall sorgt.
Um die Hygiene zu sichern und alle gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, wird ordentlich was getan: ein Strohroboter im Wert eines kleinen Einfamilienhauses streut zwei Mal täglich frisches Stroh in den Stall ein, was für die Tiere ein „unglaubliches Vergnügen“ darstellt, da sie so ihren natürlichen Trieb des Wühlens und Grabens ausleben können. Gemistet wird der Stall dann ganz klassisch manuell und auch gereinigt wird der Stall von Hand.
Ringelschwanz – ja natürlich!
Die Schweine im Stall sind vielbesäftigt, denn neben Wühlen und Wälzen, sorgen das langsamere Fressen und die natürliche Trinkmöglichkeit an der Tränke für ausreichend Beschäftigung. Außerdem haben die Tiere viel Tageslicht und Platz zum Toben. So wird der Langeweile vorgebeugt und der Stress minimiert – beides ist der Tiergesundheit zuträglich und ermöglicht dem Bauern, auf das Kupieren des Schwanzes zu verzichten.
Aber wenn sich Tierwohl und Naturschutz ins Gehege kommen?
Das Grundstück der Grösbrinks grenzt an ein Naturschutzgebiet, was neben den normalen Hürden für so ein Projekt weitere Probleme mit sich bringt. So war für den Stall ein offenes Dach geplant, welches auf Grund emissonsrechtlicher Vorgaben leider nicht zu realisieren war. Außerdem mussten chemische Abwäscher für die Abluft eingebaut werden, um diese zu filtern. „Man will offene und natürliche Schweinehaltung schaffen, muss dann aber einen chemischen Luftwäscher einbauen. Total paradox“, macht sich Alexander Gösbrink Luft. Mit dem Geruch hätte es rechnerisch noch funktioniert, aber die Ammoniakemmissionen überschritten den Grenzwert für Naturschutzgebiete.
Was ist die Lösung?
Der geschlossene Stall bekommt ein Rundbogen-Dach, um den Schweinen einen Außenklimareiz und eine natürliche Lichtquelle zu bieten. Durch die Verbesserungsgenehmigung musste dann aber auch am Bestandstall ein Abluftwäscher integriert werden. So werden insgesamt weniger Emissionen freigesetzt als vorher. Das ist für das Dorf und die ganze Umgebung von großem Vorteil. Der Stall ist ITW zertifiziert und nutzt Heu und Stroh.
Wir fragen uns, macht sich das geschmacklich auch bemerkbar?
„Auf jeden Fall“ ist der Landwirt Grösbrink sicher, „hier haben wir beste Rahmenbedingungen für ein hochwertiges Fleisch geschaffen.“
Das Zusammenspiel von Top Genetik, bestem Futter, viel Bewegungs- und Wühlmöglichkeiten bieten dem Schwein im trockenen Strohbett beste Haltungsbedingungen, die sich auch geschmacklich im Fleisch bemerkbar machen. Der höhere Anteil an intramuskulärem Fett des Iberduroc macht das Fleisch saftig, zart und geschmackvoll.
Wie läuft denn der Verkauf?
Familie Grösbrink hat viel Arbeit und Finanzmittel investiert umso einen Tierwohlstall zu schaffen. Die größte Aufgabe ist die Vermarktung, denn durch die bessere Genetic und dem mehr an Tierwohl fallen höhere Kosten als bei den klassischen Schweinehaltung an. Diese müssen durch einen Mehrpreis beim Fleischverkauf getragen werden.
In Zeiten vom Krieg und hoher Inflation hat nicht jeder die Möglichkeit höhere Preise zu zahlen, sodass Grösbrinks noch Kapazitäten für die Vermarktung an neue Abnehmer bieten. Wer in der Fleischtheke neben sein Standardsortiment auch etwas Besonderes sucht, ist bei Hof Grösbrink genau richtig.
Abschließend bleibt zu sagen, dass für ein Betrieb auch der Ackerbau wichtig ist, denn im Stall wird eigenes gutes Getreide und schönes Stroh gebraucht. Der neue lichtdurchflutete Stall sorgt außerdem für tolles Arbeiten.
Fazit: Tiere zufrieden = Mensch zufrieden.
Schon gewusst?
Schweine sind von Natur aus ganz saubere Tiere, sie können nicht schwitzen, daher müssen sie z.B. ihre Körpertemperatur durch eine Suhle regeln. Außerdem benötigen Schweine nicht viel Licht, sie mögen die Sonne nicht so gern, da sie zu Sonnenbrand neigen.