Vom Mikrokosmos und vom Makrokosmos

Morgens halb acht in Deutschland.

Roland Karle
Ferkelerzeuger
mit Anspruch

Genauer gesagt in Ehingen an der Donau. Dort hat Landwirt Roland Karle seinen Mikrokosmos. Der allerdings gar nicht so mikro ist. Wenn man den Hof erreicht, ahnt man nicht direkt, wie weit sich dieser in die idyllische Landschaft hinein erstreckt. Bei Sonnenaufgang werfen die Obstbäume malerische lange Schatten, während die Milane über unseren Köpfen ihre Kreise ziehen und in den umliegenden Wiesen nach etwas Nahrhaftem Ausschau halten.

 

Remontierung bedeutet auch Schutz für die „Familie“

Ferkelerzeuger ist er. Sein Mikrokosmos beinhaltet 200 Zuchtsauen

Und dabei haben Qualität und Gesundheit oberste Priorität. Um in dieser Sache nichts anbrennen zu lassen, bewegt sich Roland Karle eben in seinem Mikrokosmos. Er betreibt nämlich erfolgreich, weil konsequent, Eigenremontierung. Für alle „Nichtlandwirte“: Das bedeutet, dass Sauen, die den hohen Ansprüchen der Ferkelerzeugung nicht mehr genügen, nicht durch neue, hinzugekaufte Sauen ersetzt werden, sondern durch Tiere aus der eigenen Zucht.

Nach dem Motto: hole ich mir nichts von außen rein, hole ich mir auch keine fremden Bakterien oder Krankheiten in den Stall. Es bleibt sozusagen „in der Familie“.
So kann Roland Karle seinen eigenen hohen Gesundheitsstatus, und damit auch die Qualität seiner Ferkel erhalten. Denn: Der beste Tierarzt ist der, der gar nicht da ist.

„Schweine isch mei Lebe.“

Allerdings müssen die Tiere dann irgendwann natürlich doch diesen Mikrokosmos verlassen, um ihren weiteren Werdegang beim Mäster anzutreten. Zur Ferkelverladung sind wir eingeladen worden – morgens, halb acht in Süddeutschland. Womöglich um zu erleben, wie hier Mikro- und Makrokosmos ineinander übergehen.

Denn die Logistik außerhalb des Hofes ist Roland Karles zweite Leidenschaft. Brummi fahren. Mit seinen eigenen Ferkeln auf dem Anhänger. Natürlich, wie bei den meisten Fahrern, weil er die Freiheit liebt. Die Touren durch den Süden Deutschlands liebt er schon wegen der Landschaft. Und natürlich auch, weil er so aus seinem Mikrokosmos herauskommt und in die Weiten des Makrokosmos eintaucht. Und diesen benötigt er als „Wissensaustausch“.

„Netzwerken, ganz analog – Live und in Farbe – Das ist heute wichtiger den je, um auf Stand zu bleiben“

So kennt Roland Karle nicht nur die Mäster, denen er seine eigenen Tiere bringt, sondern jede Menge anderer Landwirte, mit denen er immer auch das persönliche Gespräch sucht. Netzwerken eben, aber ganz analog. Live und in Farbe quasi. Um sich Tipps zu holen oder auch einfach über den aktuellen Stand der Dinge zu quatschen. Ganz ohne Handy, ganz ohne WhatsApp.

Diese Vernetzung, der Makrokosmos, sei wichtig, weil es für die Landwirte auch immer schwieriger werde. Da müsse man eigentlich mehr zusammenhalten. Das sei aber leider nicht der Fall. Sonst könne man „vielleicht auch mal was bewegen.“

Aber wie könnte man das erreichen, fragen wir ihn und uns. Man könne ja mal streiken. Dann würden die Konsumenten mal sehen, wie viele Regale leer blieben und verstünden dann vielleicht besser, wofür die Landwirtschaft eigentlich da sei. Die produziere nämlich Lebensmittel. Aber leider müsse jeder einzelne Landwirt sich und seinen Hof versorgen und Geld verdienen. Da bleibt eine Vision dann doch nur eine Utopie.

Alle haben dasselbe Problem und doch sucht jeder für sich seine Lösung.

Da blieben dann noch Veranstaltungen, wie die von Topigs Norswin: „Von Landwirt zu Landwirt.“ Eine analoge Vernetzung, die vielleicht auch zu mehr Gemeinsamkeit führt. „Landwirte vernetzt Euch!“

 

 

Landwirt Hof Karle

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